Der Scherenschnitt

 

Der Scherenschnitt gehört zur Volkskunst, da die deutschen Künstler zu meist schwarzes Papier bevorzugten, wird auch von der "schwarzen Kunst" gesprochen.

 

I. Was ist ein Scherenschnitt?

 

Def.: Der Scherenschnitt ist ein Zeichnen mit der Schere. Die Schere zwingt den Gestalter klare Entscheidungen zu treffen. Der Scherenschnitt ist durch seine Klarheit leicht eingängig und wirkt unmittelbar auf das Auge.

 

Der Scherenschnitt ist in verschiedenen Schneidetechniken möglich:

 

1. Bildschnitt

sind alle freigeschnittenen gegenständlichen oder ungegenständlichen, asymmetrischen auf Bildwirkung berechneten Schnitte, gleich ob es sich dabei um format- bzw. nicht auf Format bezogene Bildlösungen handelt.

 

2. Papierschnitte mit Verformungen

sind die Schnitte, bei denen durch Zerlegen einer Grundform und Verschieben aller ihrer Teile eine neue Form gebildet wird.

 

3. Faltschnitte

sind alle Schnitte, die durch ein-oder mehrachsige Faltung vervielfacht werden, gleichgültig, ob es sich um eine Symmetrie-, Zentralanordnung oder Reihung handelt.

 

a) Symmetriefaltschnitt

Der Symmetriefaltschnitt wird bestimmt durch das verdoppeln oder vervierfachen eines Motivs. Es werden einachsige und mehrachsige Symmetriefaltschnitte unterschieden.

Die einachsigen Schrotte entstehen aus der gefalteten Ausgangsform "Buch".

Die mehrachsigen Schnitte entstehen aus der gefalteten Ausgangsform des "Taschentuches", welches noch einmal gefaltet wird. Die Achsen dienen als Träger des Motives.

 

b) Zentralfaltschnitt

Der Zentralfaltschnitt wird bestimmt durch das Entstehen einer geschlossenen Darstellung, die um den Mittelpunkt des Formates (Kreis oder Quadrat) sich formiert. Die gefaltete Ausgangsform ist ein spitzwinckliges Dreieick (2 bis 3 mal gefalteter Kreis oder gefaltetes Quadrat). Das Aufzeichnen des Motivs erfolgt von der Mitte nach Außen.

 

c) Reihenfaltschnitt

Der Reihenfaltschnitt wird bestimmt durch die wiederkehrende Anordnung eines Motivs in der Reihe. Alle Einschnitte führen zu einer rhythmischen, von mehreren Symmetrieachsen bestimmten Gliederung. Die gefaltete Ausgangsform ist die Treppe (Leporello).

 

II. Welche Werkzeuge und Werkstoffe werden für die Faltschnitte benötigt?

 

a) Bleistift, eventuell ein weißer Kreidestift oder Buntstift

b) eine Schere mit kurzer, spitzer Schneide (gut geschliffen und gut beweglich)

c) Karton, Seidenpapier, Zeichenpapier oder Buntpapier für den Untergrund

d) Kleber, ein Pinsel, Tapetenleim oder Klebestift

e) Klebeunterlage (kein Zeitungspapier)

f) Pinzette, Stecknadeln

g) Leinentuch

h) Scherenschnittpapier, Buntpapier, Seidenpapier (Scherenschnitt- und Buntpapier möglichst ungummiert und matt).

 

III. Weiche Arbeitsschritte müssen beachtet werden?

 

a) Motiv für den Faltschnitt entwerfen

b) Papier falten

c) Motiv auf das gefaltete Papier aufzeichnen

d) Motiv des Faltschnitts schneiden

e) Untergrund für den Faltschnitt vorbereiten

f) Faltschnitt auf den Untergrund auflegen

g) Faltschnitt aufkleben

 

IV. Welche Besonderheiten müssen bei der Realisierung der Arbeitsschritte beachtet werden?

 

a)         Die Motive und Formen für den Faltschnitt müssen vereinfacht werden.

b)         Papier je nach Art des Faltschnitt falten (Buch, Dreiecksform oder Treppe)

c)         auf zusammenhängende Linien-und Strichführung achten, beim Scherenschnittpapier Kreidestift oder Leuchtbuntstift nutzen. Motiv bis an die

            äußeren Ränder der Faltform aufzeichnen. Bei Buntpapier Bleistift nutzen, Motiv auf die nichtfarbige Seite aufzeichnen.

d)         Schnittkanten möglichst in einem Zug vollführen, fransige Konturen, Zacken und Ecken an den Schnittkanten vermeiden.

            Die Verbindungen zu den Rändern müssen erhalten bleiben. Nagelschere für runde Formen nutzen.

e+f)      Den Faltschnitt genau auflegen und überprüfen ob Faltschnitt und Untergrund zu einander passen (Form - Aussagerelation).

            Pinzette für das Auflegendes Faltschnittes nutzen.

g)         Faltschnitt nur halb auf die Grundplatte legen, Papier zwischen legen und Klebstoff nur an einigen Stellen auftragen.

            Nie ganze Fläche mit Leim bestreichen - Faltschnitt wirkt sonst tot.

 

 

Arbeitstechnik Reißen

 

Def.: Das Reißen ermöglicht das Zusammensetzen und Gestalten eines Bildes aus einem zerstörten Ganzen oder das Gestalten eines Motivs aus einem Ganzen.

 

Die Reißtechnik ist in zwei Techniken möglich:

 

1. Gestatten eines Mosaiks

Sind alle Bildgestaltungen, die aus gerissenen Papierschnipseln gestaltet sind.

Durch den gezielten Einsatz der Farben und Formen entsteht das Bild.

 

2 Gestaltung eines Bildes durch gerissene Motive

Alle Bildgestaltungen, die durch das Anordnen der gerissenen Motive zu einer Bildaussage gelangen.

 

Welche Werkzeuge und Werkstoffe werden für die Reißtechnik benötigt?

 

a) Tonpapier, Zeichenkarton (Untergrund)

b) Buntpapier, Krepppapier, Zeitungspapier oder Seidenpapier (zum Reißen)

c) Tapetenleim

d) Bleistift und Skizzenblatt zum Entwerfen des Motivs

e) Pinzette und Leinentuch

 

Arbeitsschritte (Mosaik)          

 

- Motiv auf Zeichenkarton oder Tonpapier aufzeichnen

- Papier zu unterschiedlich großen Schnipseln reißen

- Schnipsel auflegen und Motiv gestalten

- Schnipsel vom Zeichenkarton oder Tonpapier nehmen

- Untergrund mit Leim einstreichen und Schnipsel aufkleben

 

Arbeitsschritte (Bild aus gerissenen Motiven)

 

- Motiv auf dem Tonpapier entwerfen

- Motiv aus dem Buntpapier o. a. reißen

- Motiv auf das Tonpapier auflegen und aufkleben (Pinzette und Leinentuch nutzen).

 

Welche Besonderheiten der Technik sollten berücksichtigt werden?

 

- Format bei Einzelarbeiten nicht zu groß wählen.

- Bei Kindern oder Menschen mit schweren Behinderungen Hinweise zu Motiven geben.

- festen Untergrund wählen

- Bilderrahmen für die Arbeit gestalten

- Die Technik ist nicht einsetzbar bei Menschen mit Paresen und Tremor, Menschen mit psychischen Störungen und Verhaltensauffälligkeiten sollten

    nur kleine Aufgaben erhalten.Arbeit in Teilaufgaben untergliedern - wichtig bei Menschen mit geistigen Behinderungen Menschen mit

    Sprachbehinderungen nicht zum Erzählen zwingen - die bildkünstlerische Gestaltung steht im Vordergrund.

 

Planung einer Beschäftigung

 

1. Entwicklungsstand oder Ausgangssituation

 

- der Entwicklungsstand trifft Aussagen zu den Fähigkeiten und Fertigkeiten des Menschen mit Behinderung bezüglich der geplanten Beschäftigung

    (Entwicklungsbereiche)

- zu den Kenntnissen, die der Mensch mit Behinderung hat (Farbkenntnisse, Materialkenntnisse, Kenntnisse über die darzustellende Problematik,

    Kenntnis der Technik, die für die Gestaltung des Kunstwerks genutzt werden. soll)

- motivationale Lage für die Gestaltung von Kunstwerken, Verhaltensweisen des Menschen mit Behinderung, sozial- emotionale Entwicklung -

    Gruppenarbeit, Einzelarbeit,

- Kooperationsfähigkeit, Erlebnisfähigkeit bezüglich des Themas, Interessen des Menschen mit Behinderung und seine Bedürfnisse, Freude am

    Experimentieren,

 

2. Zielstellung

 

Welche Fähigkeiten und Fertigkeiten will der Heilerziehungspfleger fördern?

 

- Weiche Vermittlung soll im Vordergrund stehen (Technik, Gestaltung, Sozialformen)?

- Welche Vorstellungen und emotionalen Kräfte sollen geweckt werden?

- Weiches Wissen soll vermittelt, wiederholt oder gefestigt werden?

 

3. Thema

 

- Entspricht das Thema dem Entwicklungsstand und Erfahrungsbereich des Menschen mit Behinderung?

- Welche Bedürfnisse, Interessen und Vorstellungen der Kinder lassen sich durch das Thema  befriedigen?

- Dient das Thema der Wirklichkeitsbewältigung oder der seelischen Verarbeitung?

- Beherrschen die Kinder manuelle Fähigkeiten zur Umsetzung des Themas?

- Soll ein freies Malthema oder eines das stark an die Technik gebunden ist gestaltet werden?

- Wie sollen die Menschen mit Behinderung für das Thema motiviert werden?

 

4. Auswahl der Technik

 

- Ist den Menschen mit Behinderung die Technik bekannt?

- Haben die Menschen mit Behinderung in Vorbereitung auf die Anwendung der Technik eine ähnliche  Technik genutzt?

- Erfassen die Menschen mit Behinderungen die Materialzusammenhänge, sind die  Besonderheiten der Technik ihnen vertraut.

- Ist die Technik vom Material- und Zeitaufwand realisierbar?

- Gibt die Technik den Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit, Erlebnisse und Gefühle darzustellen.

- Dient die Technik der Realisierung meiner pädagogisch-therapeutischen Ziele?

- Was kann mit der Technik gefördert werden? (Entwicklungsbereiche)

- Weiche Gefahrenquellen ergeben sich beim Umgang mit der Technik - kann der Mensch mit Behinderung diese Gefahren erkennen und

  Einschätzen?

- Entspricht das Thema der motivationellen Lage, dem Menschen mit Behinderung

 

5. organisatorische Bedingungen

 

- Raumgestaltung; Materialien

 

6. Durchführung

 

Einführung:

 

- Anknüpfen an ein Erlebnis

- Anknüpfen an die letzte Beschäftigung

- Spiel

- informierender Beschäftigungseinstieg

- Demonstration einer Technik

 

Durchführungsphase:

 

- Experimentieren mit dem Material

- Einbringen von Gestaltungsformen

- Anwendung der Gestaltungsformen mit den Ausdrucksmitteln der Technik

 

Schluss:

 

- Überlegung für die Nutzung der Technik

- Gestaltung einer Ausstellung

- Reflexionsgespräch

- gemeinsames Aufräumen

 

Methoden:

 

- Gespräch

- praktische Arbeit (bildpraktische Arbeit)

- Erläuterung, Erklärung, Demonstration

- Lob

- Beobachtungsgang

- Einsatz von Medien

- Experiment

 

Sozialformen: Frontalunterricht, Partnerarbeit, Gruppenarbeit, Einzelarbeit

 

 

ENTWICKLUNGSBEREICHE

 

1. kognitive Entwicklungsbereich

 

- Konzentration

- Denkoperationen: Analyse, Synthese, Vergleichen, Systematisieren, Urteilen

- Entwicklung der Abstraktionsfähigkeit, das kausalen Denkens und dem Erkennen und Lösen von

  Sachkonflikten

- Erfassen von Zeichen (Bild, Schrift, Zahl)

- Wahmehmungsfähigkeit : Form-, Farb- und Raumdifferenzierung

- Kreativität - bewußte Planung und Gestaltung, Assoziationsfähigkeit – Zusammenhänge herstellen -  

  Fantasie

- praktische Intelligenz - Umwandlung von verbaler Sprache in Handlung und Bewegung

- Darstellungsfähigkeit - Ausdrucksfähigkeit und Wissen erlangen und dieses sichtbar machen

- Gedächtnis

 

2. sprachliche Entwicklungsbereich

 

- Artikulation

- Semantik

- Wortschatz

- Grammatik

- Kommunikation

 

3. motorische Entwicklungsbereich

 

- Grobmotorik

- Feinmotorik - manuelle Geschicklichkeit, Handhabung der Werkzeuge und Materialien Greifen,

  Genauigkeit der Zielfähigkeit

- Hand - Auge - Koordination

- Mundmotorik

- kinästhetische Wahrnehmung - Bewegungssinn - Schaukeln, Beschleunigen, Bremsen, Auf- und

  Abbewegungen werden im Innenohr wahrgenommen.

- Koordinationsfähigkeit - von Auge - Hand, Hand-Hand, Bein - Hand, Bein - Bein

- Körperschema

- Gleichgewichtskontrolle

- Kraft der Muskulatur

- Geschwindigkeit der Bewegungen

 

4. sensorische Entwicklungsbereich

 

- Lagesinn – Gleichgewichtssinn - Raum - Lage - Beziehungen

- Richtungssinn

- Sehen - Farbsehen, Farb- und Formdifferenzierung, räumliches Sehen, Augenbeweglichkeit,

   and-Auge-Koordination

- Hören - wahrnehmen von Lauten und Tönen, wahrnehmen des gesprochenen Wortes

- haptische Wahrnehmung - Erkennen durch die Hand - Tastsinn

- Riechen, Schmecken

- Körperorientierung      

 

5. sozial-emotionale Entwicklungsbereich

 

- Erlebnisfähigkeit empfinden - Freude am Umgang mit dem Material, am Gelingen der Arbeit

- Steigerung des Selbstvertrauens, Selbstwertgefühls

- Bereitschaft Gefühle sichtbar zu machen, Interessen und Bedürfnisse zu artikulieren

- Neugierverhalten und Risikobereitschaft - Staunen können, Experimentieren, Mut zu neuen

  Ausdrucksmitteln

- Bereitschaft Regeln zu übernehmen und Ordnungen anzuerkennen

- Kooperationsfähigkeit - Ideen und Materialien abgeben können und Projekte gemeinsam gestalten -  

  Teamfähigkeit

- Willensentwicklung - Ausdauer, Frustrationstoleranz, Gefühle ausdrücken zu können

- Kommunikation - Bereitschaft zur Kommunikation, Toleranz und Rücksichtnahme

- Achtung vor dem eigenen Körper und dem Körper anderer Menschen

- Achtung vor dem eigenen Ich.

- Einfühlungsvermögen in Darstellungsformen anderer