Förderschwerpunkt Zeitverständnis

Der Begriff Zeit

Zeit ist „...das im menschlichen Bewusstsein unterschiedlich erlebte Vergehen von Gegenwart; die nicht umkehrbare, nicht wiederholbare Abfolge des Geschehens, die als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft am Entstehen und Vergehend von Dingen erlebt wird...“ (Brockhaus).

 

Aus dieser Definition geht hervor, dass Zeit auf der einen Seite eine objektive Folge von Ereignissen darstellt, die , auf der anderen Seite, jedoch erst durch das Subjektive (und somit individuell unterschiedliche) Erleben zu dem  wird, was das Substantiv „Zeit“ letztendlich benennt.

 

Prinzipiell stehen zwei Vorstellungen von Zeit nebeneinander, nämlich die lineare (Lebenslauf, geschichtliche Zeitrechnung) und die zyklische (Uhr, Kalender Jahreszeiten) Zeitvorstellung.

 

Zeitbewusstsein

Der Begriff Zeitbewusstsein umschreibt das subjektive erfassen der objektiven Zeit. Als solches basiert das Zeitbewusstsein als Ganzes auf drei Vergegenwärtigungen, nämlich

  1. in der Vergegenwärtigung des Vergangenen (in Form von Erinnerung),

  2. in der Vergegenwärtigung der Gegenwart (in Form der Erfassung augenscheinlicher Begebenheiten) und

  3. in der Vergegenwärtigung des zukünftigen (in Form von Erwartungen).

 

Zeit können wir also nur bewusst erleben, wenn wir „eine Vorstellung von Dauer, zeitlichem Ablauf, von Rhythmik und Wiederholung“ haben (Schmitt, S.18). Solche Vorstellungen können sich nur vor dem Hintergrund der Einsicht in die dreifache Gegenwart der Zeit entwickeln.

 

Nach Piaget ist das Zeitbewusstsein ein System von Beziehungen zwischen den drei fundamentalen Kategorien „Objekt“, „Raum“ und „Kausalität“. Es ist, mit anderen Worten, eine In-Beziehung-Setzung von beobachteten und interpretierten Ereignissen, woraus sich eine bestimmte Erinnerung, aber auch eine bestimmte Erwartungshaltung ergibt (vgl. ebd.)

 

 

 

Teilkompetenzen

- sprachlicher Bereich:

· Beherrschen zeitlicher Grundbegriffe (z.B. vorher – nachher, jetzt – später, lang – kurz, erst...- dann....)

­

- visueller Bereich:

· globales räumliches Orientierungsvermögen

· Figur – Grund – Unterscheidung (beim Lesen der Uhr)

· Auge – Hand – Koordination (beim Arbeiten z.B. mit einer Lernuhr)

 

- kognitiver Bereich:

· Orientierung an optischen Zeichen als Informationsträger mit bestimmten Inhalten

· Verständnis für einfache Regeln und Beziehungen

· Verständnis für zeitliche Abläufe und Reihenfolgen

· evtl. Kenntnis der Ziffern von 1 – 12 (24) (beim Lesen der Uhr)

· von konkret sinnlichen Erfahrungen abstrahieren und auf ein nicht sichtbares Geschehen schließen können

· Dinge, die vergangen sind oder noch geschehen werden durch gedankliche Rekonstruktion aktualisieren

 

Beobachtungskriterien

Als Beobachtungskriterien für das Zeitverständnis können gelten, ob die Schüler mit elementaren Zeitbegriffen wie jetzt / gleich, vorher / früher, nachher / später, heute, gestern, morgen zurecht kommen, ob sie den Tagesablauf mit morgens, mittags, nachmittags, abends, nachts einteilen können, ob sie den Wochenablauf mit  den Wochentagen einteilen können, ebenso das Jahr mit den Monaten und / oder Jahreszeiten. Des weiteren stellt „das sich mit der Uhr zeitlich orientieren können“ ein weitere Kriterium dar, anhand dessen das Zeitverständnis beobachtet werden kann.

 

 

 

Fördermöglichkeiten

-         Kennen lernen und Internalisieren der Begriffe „heute, morgen, gestern

-         Zeitmesser erstellen und benutzen (Sanduhren, Wasseruhren mit einfachen Materialien)

-         Uhren erstellen: Ziffern in Form von Obst o.ä.: Vereinfachung

-         Geschichtsfries (vgl. Literaturliste)

-         Stundenplan

-         Jahresplan

-         Geburtstagskalender

-         Geschichten erzählen und nachspielen

-         Wochenplanarbeit

-         Kalender erstellen

-         Rituale in der Klasse: Schüler erkennen den Rhythmus der immerwiederkehrenden Dinge (z.B. Morgenkreis, Schwimmen etc.)

 

Literatur:

· Beck, Gertrud: Ausstellungstisch zum Thema Zeit. in: Die Grundschulzeitschrift. SB Sachunterricht Zeit und Geschichte.

· Beck, Gertrud: Kinder brauchen Zeit für die Zeit. in: Die Grundschulzeitschrift. SB Sachunterricht Zeit und Geschichte

· Dank, Susanne: Gesitigbehinderte lernen die Uhr im Tagesablauf kennen

· Hennig, Unglaube: Wochenplanung mit Kindern. In: Die Grundschulzeitschrift, SB Sachunterricht Zeit und Geschichte.

· Krieg, Elsbeth: Kalender – Idee I: Wochentag und Datum. in: Die Grundschulzeitschrift. SB Sachunterricht Zeit und Geschichte.

· Röhner, Charlotte: Warum schellt es denn hier? in: Die Grundschulzeitschrift. SB Sachunterricht Zeit und Geschichte.

· Sauer, Michael: Zeitleiste und Geschichtsfries. In: Geschichte lernen. Sammelband Geschichte lernen und lehren, Friedrich – Verlag, Best. – Nr. 92148

· Schmitt. R: Zeitbewusstsein und Persönlichkeitsentwicklung. Entwicklungspsychologische Aspekte. In: Die Grundschulzeitschrift / SB Sachunterricht: Zeit und Geschichte