Textfeld:  
Förderschwerpunkt
 
Auditive
Wahrnehmung

 

                                    

 

 

 

 

1. Begriff

 

Definition von Wahrnehmung:

Unter Wahrnehmung ist die Fähigkeit zu verstehen, Reize mit all seinen Sinnen aufzunehmen, zu unterscheiden und sie über Assoziations- und Interpretations­vorgänge zu verwerten.

Die Sinne sind in 7 Nah- und Fernsinne unterteilt:

 

Nahsinne

-          Tastsinn                           taktiles System

-          Bewegungssinn              kinästhetisches System

-          Gleichgewichtssinn        vestibuläres System

-          Geschmackssinn            gustatorisches System

 

Fernsinne

-          Sehen                              visuelles System

-          Hören                               auditives System

-          Riechen                           olfaktorisches System

 

Das Hören ist das Wahrnehmen von Schall. Das Sinnesorgan dafür ist das Ohr. Der Hörsinn ist immer aktiv und akustische Reize können aus allen Richtungen wahr­genommen werden.

 

Begriffsunterscheidung akustisch/ auditiv

Die Begriffe auditiv und akustisch müssen differenziert verwendet werden.

Akustik (die Lehre von Schall oder den Schallverhältnissen) und die davon abgeleiteten Begriffe meinen den physikalischen Reiz.

Hingegen werden die anatomischen Grundlagen des Hörvorganges und die physiologischen Prozesse als auditiv bezeichnet.

Man kann also von auditiver Wahrnehmung und akustischen Reizen sprechen.

 

 


 

2. Teilkompetenzen

 

1.      Auditive Aufmerksamkeit
Bereitschaft, akustische Reize aufzunehmen und sich darauf zu konzentrieren

 

2.      Auditive Figur-Grund-Wahrnehmung / Figur-Grund-Identifikation
bewusstes Erkennen eines bestimmten Geräusches aus einer Fülle von akustischen Reizen

 

3.      Auditive Lokalisation / Richtungshören / Entfernungshören
räumliche Einordnung eines Geräusches / einer Stimme

 

4.      Auditive Diskrimination / Auditive Diskriminierung
Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Lauten und Tönen erkennen

 

5.      Auditive Merkfähigkeit / Auditives Gedächtnis
Gehörtes wird gespeichert, um wiedererkannt zu werden

 

6.      Verstehen des Sinnbezuges / Auditive Gliederung
auditive Wahrnehmung umfasst auch das Verstehen und inhaltliche Zuordnen des Gehörten

 

7.      Auditive Serialität
verschiedene auditive Reize in ihrer Reihenfolge wahrnehmen und erkennen

 

 

3. Beobachtungskriterien

 

Bereich

Beobachtungskriterien

Auditive Figur-Grund-Wahrnehmung

-         Man lässt das Kind auf ein auditives Signal reagieren, ohne dass es sich von anderen, gleichzeitigen oder vorangegangenen Reizen ablenken lässt

-         Man lässt das Kind aus einer Ballung von Einzelgeräuschen (z.B. Fahrradklingel im Verkehr), eine Figur-Grund-Zuordnung vornehmen

-         Kind soll vor einem Hintergrundgeräusch Anweisungen aufnehmen und erfüllen

Auditive Lokalisation

-         Man lässt ein Kind mit verbundenen Augen die Quelle eines Geräusches lokalisieren (im Spiel möglich)

-         Kind soll mit verbundenen Augen von einer Geräuschquelle sicher durch den Raum geführt werden

Auditive Diskkrimination

-         Das Kind soll größere und feinere Unterschiede bei Sprachlauten, einschließlich Lautstärke, Stimmhöhe, Geräuschquelle usw. wiedererkennen

-         Das Kind soll isolierte Sprachlaute und Sprachlaute im Wortkontext erkennen und unterscheiden

Auditive Merkfähigkeit

-         Das Kind soll Einzelgeräusche erinnern (Hör-Kimm)

-         Aufzählspiele und Nacherzählungen


 

 

Bereich

Beobachtungskriterien


 

Verstehen des Sinnbezuges

-         Kind soll Geräusche von Gegenständen identifizieren, die das Kind vorher gesehen hat und die hinter ihm fallengelassen werden

-         Kind kann bei Ballung von Einzelgeräuschen Zusammenhänge herstellen (z.B. Unfall, Spielplatz ...)

Wahrnehmungskonstanz

Das Kind soll gleiche Töne, von unterschiedlichen Musikinstrumenten gespielt oder im Zusammenhang verschiedener Melodien auftauchend, erkennen

Auditive Serialität

-         Laute zählen, Laute nachahmen

-         Das Kind soll gleiche oder unterschiedliche Wortpaare identifizieren

 

 

4. Entwicklung der auditiven Wahrnehmung

 

 

Entwicklungsstufen

 

1.      Entwicklungsstufe der Differenzierung:
Erkennen und Unterscheiden von verschiedenen Geräuschen.

 

2.      Entwicklungsstufe der Lokalisation:
Geräusche werden

·        als unterschiedlich erkannt und wiedererkannt

·        räumlich und zeitlich lokalisiert

 

3.      Entwicklungsstufe der Strukturierung:
Die auditiven Reize werden in einen Zusammenhang gebracht. Dadurch werden Handlungsstrukturen aufgebaut und verinnerlicht, so dass die den Geräuschen zugehörigen Handlungen rekonstruiert werden können.


 

5. Literatur:

 

AYRES, A.J. (1998): Bausteine der kindlichen Entwicklung. Berlin.

 

EBERWEIN, H. / KNAUER, S. (1998): Handbuch Lernprozesse verstehen. Weinheim und Basel.

 

Eggert, D. (1992): DIAS; Diagnostisches Inventar auditiver Alltagshandlungen. Dortmund.

 

Fritze, Ch. u.a. (1976): Hören - Auditive Wahrnehmungsförderung. Dortmund.

 

Heuer, G.U. (1997): Beurteilen, Beraten, Fördern. Dortmund.

 

THIESEN, P. (1996): Mit allen Sinnen spielen. Weinheim und Basel.

 

ZIMMER, R. (1995): Handbuch der Sinneswahrnehmung. Freiburg.