Buddhismus
Einleitung
Der Buddhismus ist hinter dem Christentum, dem Islam und dem Hinduismus die
viertgrößte Weltreligion, die auf den Lehren von Siddhartha Gautama, dem
späteren Buddha, beruht. Buddha lehnte bedeutende Aspekte des Hinduismus ab,
z.B. verneinte er die Gültigkeit der Veden und den Opferkult. Außerdem war er
strikt gegen die strenge Kastenordnung des Hinduismus, denn für ihn richtete
sich der Wert eines Menschen nicht nach seinem sozialen Stand.
Siddhartha Gautama wurde um 560 v.Chr. als Sohn eines Herrschers eines kleinen
Königreiches geboren. Weil sein Vater ihm Kummer ersparen wollte, lebte
Siddhartha ausschließlich im Palast und wurde im Glauben gelassen, daß Hunger,
Armut und Tod nicht existieren.
Erst, als er eine Ausfahrt aus dem Palast machte, entdeckte er einen alten,
kranken Mann und wurde sich der Leere seines bisherigen Lebens bewußt. Er
strebte nach Erlösung aus dem ewigen Kreislauf der Geburten und verließ gegen
den Willen seines Vaters den Palast, seine Frau und seinen Sohn.
Zunächst schloß er sich einer Gruppe von Asketen an und lebte einige Zeit in
strengster Askese. Während einer Meditation unter einem Baum erlangte er die
Erleuchtung und erkannte den mittleren Weg zur Erlösung, ein Mittelweg zwischen
Selbstverleumdung und Maßlosigkeit.
Siddhartha, von diesem Augenblick an Buddha, der Erleuchtete, genannt zieht
durchs Land und beginnt zu predigen. Mit der Zeit schließen sich ihm immer mehr
Schüler an, die sich schließlich in einer Ordensgemeinschaft organisieren, der
Sangha.
Im hohen Alter von 80 Jahren stirbt Buddha im Kreise seiner Mönche. Seine
letzten Worte waren: ,,Alles Wesen ist der Vernichtung unterworfen. Unermüdlich
sollt ihr euch bemühen."
Die Lehren Buddahs
Im Mittelpunkt der Lehren Buddhas stehen die vier edlen Wahrheiten:
Das Erreichen des Nirvanas ist das Ziel der vierten Edlen Wahrheit:
1. Rechte Anschauung: Erkennen, das alle Dinge, unbeständig, also
leidbringend sind.
2. Rechtes Denken: Die drei Übel des Geistes, die Habgier, den Groll und die
schlechte Gesinnung, ablegen.
3. Rechtes Sprechen: Nicht lügen und keine unbedachten Worte aussprechen.
4. Rechtes Handeln: Nicht töten, nicht stehlen.
5. Rechtes Leben: Das Leben so gestalten, daß die anderen Gebote eingehalten werden können. Das betrifft den Beruf, die Kleidung, die Ernährung, usw.
6. Rechtes Bemühen: Sich ständig bemühen, in der richtigen Weise zu leben, ohne Müßig zu werden.
7. Rechte Besinnung: Man besinnt sich bei allem auf die Lehre und ist wachsam.
8. Rechte Konzentration: Meditation
Ziel des Ganzen ist das Erreichen des Nirvanas oder wenigstens einer höheren
Wiedergeburt. Das wird durch das Karma bestimmt, genau wie im Hinduismus. Laut
Buddha könne unterschiedliche Karmas zu einer Wiedergeburt als Mensch, als Tier,
als hungriger Geist, als Bewohner der Hölle oder sogar als einer der Hindugötter
führen. Die Existenz als Mensch ist der Existenz als Gott jedoch vorzuziehen, da
die Götter von ihren Vergnügungen so beansprucht sind, daß sie darüber die
Notwendigkeit der Erlösung vergessen.
· Die Normen die zum Nirvana führen, sind nach innen gerichtet. Sie umfassen:
Güte, Mitleid, mitfühlende Freude und Gleichmut.
· Die Normen, die zu einem verbesserten Dasein durch Wiedergeburt führen, sind
die Erfüllung der gesellschaftlichen Pflichten: Wohltätigkeitshandlungen
(Unterstützung der Sangha), und die Einhaltung der fünf Gebote.
Die fünf Gebote: 1. nicht töten, 2. nicht stehlen, 3. nicht lügen, 4.
Enthaltung von unkeuschem Lebenswandel und 5. kein Genuß von Rauschmitteln. Mit
der Einhaltung dieser Gebote können die drei Hauptwurzeln des Bösen - Gier, Haß
und Verblendung - überwunden werden. Für die Mitglieder der Sangha gibt es noch
weitere fünf Gebote: 6. Nicht zur falschen Zeit essen, 7. Verzicht auf
Tanz, Gesang, Musik und Theater, 8. keine Veränderung des natürlichen Körpers
durch Salben, Parfüms, usw., 9. Verzicht auf ein großes, bequemes Bett und 10.
kein Geld besitzen.
Die Wiedergeburt
Nach der Tradition des Buddhismus besteht die Persönlichkeit des Menschen aus
fünf Komponenten: dem materiellen Körper, den Empfindungen, den Wahrnehmungen,
den Gefühlsregungen und dem Bewußtsein.
Grundlage ist der materielle Körper, der durch die sechs Sinnesorgane in Kontakt
mit der Außenwelt treten kann: dem Seh-, Gehör-, Tast-, Geschmacks- und dem
Denk- oder Bewußtseinssinn, der unter anderem die Koordination der fünf anderen
Sinne übernimmt.
In einer Reihe von verschiedenen Stadien wird jedes Objekt wahrgenommen. Zum
Schluß entsteht das Bewußtsein über das Wahrgenommene. Die Bewußtseinsebene in
der sich die Aufarbeitung der Wahrnehmungen vollzieht, wird Verstand genannt.
Der lebensfähige Körper setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: dem aus
chemischen Stoffen bestehendem materiellen Körper und dem Geist, wobei das eine
nicht ohne das andere existieren kann
Im tiefsten Bewußtsein aller Menschen liegt die Vorstellung der eigenen
Beständigkeit. Der Buddhismus betrachtet das Dasein der Menschen auf der Erde
nicht als das ganze Leben sondern nur als einen Ausschnitt aus dem Leben.
Die Wiedergeburt jedoch ist nicht als eine persönliche Fortdauer zu verstehen.
Nach buddhistischer Auffassung stirbt mit dem Tod die ganze Persönlichkeit,
einschließlich ihres Bewußtseins. Es bleibt jedoch ein Keim übrig, aus welchem
ein neues Individuum mit neuem Bewußtsein hervorgeht. Die Wiedergeburt gleicht
der Übertragung einer Flamme von einer Fackel auf eine andere: Es ist die
,,gleiche" Flamme, jedoch der Träger (Beim Menschen die Persönlichkeit) ein
völlig neuer.
Das Nirvana
Das Nirvana (bedeutet: Verlöschen, Verwehen) läßt sich mit Worten nur umschreiben. Unter den zahlreichen Bezeichnungen für Nirvana kann man in Anlehnung an den bekannten Buddhologen Edward Conze Kategorien bilden. Demnach ist das Nirvana:
Buddhismus heute
Der Buddhismus ist keine einheitliche Religion geblieben. Im Laufe der Zeit
haben sich viele unterschiedliche Richtungen entwickelt. Die drei wichtigsten
sind folgende:
· Der Hinayana- bzw. Theravada-Buddhismus (das Kleine Fahrzeug): die älteste
Form des Buddhismus, die die ursprüngliche Lehre Buddhas am ehesten bewahrt hat.
· Mahayana-Buddhismus (das große Fahrzeug): eine jüngere Form, die sich etwa
seit dem 2.Jahrhundert n.Chr. entwickelt hat. Im Mahayana wird Buddha als Gott
verehrt und es werden prachtvolle Gottedienste gehalten und reiche Tempel
gebaut. An die Stelle der Meditation als Weg zur Erlösung tritt das große Gebot
des Mitleids mit allen Lebewesen. Die weitaus meisten Buddhisten - etwa 200
Millionen - gehören dem Mahayana an.
· Vajrayana-Buddhismus (das Diamantene Fahrzeug): er steht in vieler Hinsicht im
Gegensatz zum ursprünglichen Buddhismus, denn der Vajrayana ist eine
hierarchisch geordnete Religion, in der die Priester große Macht haben. Typisch
für den Vajrayana sind Dämonenfurcht und Vielgötterei. An der Spitze steht der
Dalei Lama, den die Gläubigen als göttlich verehren.
Der Buddhismus, eine gottlose Religion?
Im großen und ganzen hat Buddha in seinen Lehrreden kaum von Gott gesprochen. Viele haben deshalb gesagt, der Buddhismus sei eine atheistische Religion, doch Buddhisten weisen darauf hin, daß das Schweigen über Gott seine Existenz nicht leugnet, sondern daß hinter diesem Schwiegen vielleicht ein Wissen um die Grenze der menschlichen Sprache, die gegenüber dem unaussprechlichen verstummen muß.