Das Christentum

Bevor wir zu unserem eigentlichen Thema ,,Christentum" kommen, sollten wir uns zuerst einmal die Frage stellen ,,Was ist überhaupt Religion?", denn dieser Begriff wird oftmals relativ unüberlegt verwendet.

Was ist überhaupt Religion?

Allgemein wird heute unter Religion eine Heilslehre mit einer bestimmten Glaubensrichtung verstanden wie Christentum, Buddhismus, Islam usw. Hier beginnen schon die Unkorrektheiten, denn mit der Verwendung des allgemeinen Begriffs Religion für bestimmte Glaubensrichtungen, also Konfessionen, wird der eigentlich freie Überbegriff Religion für verschiedene spezielle Bekenntnisse, also Konfessionen, vereinnahmt und damit einseitig festgelegt.
Ursprünglich bedeutet Religion nicht mehr als Rückbindung, geistige Rückbindung des Menschen, nicht einmal an einen Gott, sondern ganz allgemein an seine Mitwelt, an die menschliche Gemeinschaft, an die Natur, an das Weltganze, weil der Mensch im Gegensatz zum Tier durch seinen Geist von diesem Ganzen getrennt ist. Diese Trennung wirkt sich vor allem im Gefühlsbereich verunsichernd aus und muss geheilt werden, wenn ein befriedigendes, ganzheitlich gelebtes Leben, in dem Gefühl und Verstand gleichermaßen zur Entfaltung kommen, erreicht werden soll. Religion ist demnach zunächst ein unspezifisches geistiges Heil-Mittel, das im Grunde nur in dem vermittelnden Vorgang des Rückbindens des Einzelnen an das Weltganze besteht.
Welche Religion ich bekenne? Keine von allen, Die du mir nennst. -
Und warum keine? - Aus Religion!

Friedrich Schiller, Dichter (1759-1805)

Doch nun zum Christentum:

,,Vater unser" sind die ersten Worte des Gebetes, das Jesus in der Bergpredigt gesprochen hat.
Keine andere Religion hat jemals so stark betont, dass Gottes Verhältnis zu den Menschen das eines Vaters zu seinen Kindern ist.
Diese Richtung auf eine Menschheit unter einem Gott hat das Christentum zur aktivsten aller Weltreligionen werden lassen und das ,,Vater unser" zum am weitest verbreiteten Gebet auf Erden.

Christ ist ein jeder, der an Jesus Christus als an seinen Herrn und Heiland glaubt.
Das Apostolische Glaubensbekenntnis sagt mit aller Klarheit aus, was Katholiken und Lutheranern, Reformierten und anderen Christen als der Inhalt des christlichen Glaubens gilt.
Die Christen der östlichen Kirchen sprechen das längere Nicänische Glaubensbekenntnis, während eine Reihe von Freikirchen, so die Baptisten und Kongregationalisten, kein bindendes Glaubensbekenntnis haben.
Wenn ein Christ das Glaubensbekenntnis spricht, bezeugt er den Glauben, dass der Mensch durch Gottes Gnade sowie Christi Leben und Sterben selig wird.

Das Leben Jesu

Jesus war der Begründer und Mittelpunkt des Christentums.
Was Jesus auf Erden sprach und tat, war und ist Hoffnung und Wegweiser für Millionen von Menschen.

In der Krippe zu Bethlehem begann das Wunder dieses Lebens und führte über viele Stationen, die den Glauben an das Christentum prägen sollten.
Man denke an die Flucht vor Herodes nach Ägypten, der Taufe durch Johannes am Fluss Jordan, seine Wunderheilungen von Kranken und Besessenen in Kapernaum, dem Mittelpunkt seines Wirkens.
Und schließlich auch der Bergpredigt, wo Jesus zum ersten Mal das ,,Vater unser" sprach.
Die Botschaft Jesu, die sich vor allem auch an die Außenseiter der Gesellschaft, an die Armen und Erniedrigten wandte, musste ihren Verkündiger in Konflikt mit den gesetzestreuen Juden, insbesondere mit den Pharisäern, bringen.
Obwohl Jesus das wusste und sich auch über die Gefahren in seinem Leben im klaren war, begab er sich am Ende seines wahrscheinlich nur einjährigen öffentlichen Wirkens in die Höhle des Löwen, nach Jerusalem. Dort starb er nach Verurteilung wegen messianischer Umtriebe des Kreuztodes.
Das jüdische Synedrion (höchste Staatsbehörde) hatte ihn angeklagt, das Todesurteil musste aber nach geltendem römischen Recht der Stadthalter Pontius Pilatus aussprechen, dessen Soldaten dann die Hinrichtung am Kreuz vollzogen. Jesus hatte aber nie zum Aufstand gegen die römische Fremdherrschaft, die er als eine von Gott zugelassene staatliche Ordnung akzeptierte, aufgerufen, sondern er war der Meinung, auch Juden sollten ihrem Kaiser in Rom dienen, soweit dies die Steuerzahlung betraf. "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, aber gebt Gott, was Gottes ist" (Matthäus 22/21).
Er starb am Rüsttag eines Sabbats und die Kirche gedenkt alljährlich am Karfreitag dieses Datums.

Doch damit ist das Kapitel Christentum noch lange nicht abgehandelt, denn der wahre Sinn des Lebens Christi offenbarte sich erst nach seinem Tod und mit seiner Auferstehung am Ostersonntag.

Über Petrus...

Die Verkündigung seiner Lehre geschah durch seine 12 Jünger, die Jesus zu Lebzeiten folgten. Petrus, einer von ihnen, er trug zu dem Zeitpunkt noch den Namen Simon, traf Jesus am See von Genezareth.
Er wurde Jesus Erster von seinen 12 Jüngern.
Seine zukünftige Aufgabe wurde ihm beim Fischzug als "Menschenfischer" angekündigt (Lukasevangelium 5, 10).
Nach seinem Bekenntnis von Cäsarea wurden Petrus "die Schlüssel des Reichs der Himmel" übergeben und Jesus bezeichnete ihn als "Fels", griechisch: "pétros", auf dem er seine Kirche bauen wolle (Matthäusevangelium 16, 16 - 19) und erteilte ihm am Abend vor seiner Kreuzigung einen besonderen Auftrag im Apostelkreis: "stärke Deine Brüder" (Lukasevangelium 22, 32).
Durch den Zuruf des Johannes erkannte Petrus, vom reichen Fischzug zurückkehrend, den am Ufer erschienenen Auferstandenen und erhielt den Auftrag: "Weide meine Lämmer." (Joh. 21, 1 - 19). Diese herausgehobene Stellung des Petrus ist mitbegründend für die besondere Stellung aller späteren "Nachfolger Petri" in Rom, den Päpsten.

Petrus war es, der als erste Person Jesus als Messias bekannte. In den folgenden 3 Jahrzehnten nach seiner Begegnung mit Jesus lehrte und predigte er an unzähligen Orten, bis er wohl im Jahre 65 den Märtyrertod unter Nero in Rom erlitt.

...und Paulus

Man hat die schnelle Ausdehnung des Christentums von einer jüdischen Sekte zu einer Weltreligion oft mit der Tatsache in Zusammenhang gebracht, dass die christliche Religion dort entstanden ist, wo sich zwei Welten trafen, der Osten und der Westen, der Jude und der Heide.
Diese Mischung der Kulturen verkörperte sich in einem Mann: Paulus. Saulus, zu Beginn seiner Geschichte selbst ein aktiver Unterdrücker des Christentums, erhielt den Auftrag, in Damaskus weitere Christenverfolgungen zu leiten, aber eine wunderbare Begegnung mit dem auferstandenen Jesus vor Damaskus veränderte sein Leben von Grund auf.
Bei seiner Bekehrung vom Saulus zum Paulus (Paulus selbst bezeichnete dieses Ereignis nicht als Bekehrung, sondern als Offenbarung von Jesus Christus) fiel Saulus zu Boden, von der übermächtigen Erscheinung Christi getroffen und wurde, erblindet, nach Damaskus geführt. Ananias heilte ihn und taufte ihn auf den Namen Paulus. Er wurde Christ, Apostel, Missionar und predigte fast im kompletten Mittelmeerraum, bis auch er im Jahre 65 in Rom enthauptet wurde.

Ein Ende der Christenverfolgungen

Beinahe 3 Jahrhunderte hielten die Christenverfolgungen an, bis zu einer denkwürdigen Schlacht im Jahre 312. Kaiser Konstantin hatte im Nachmittagshimmel vor der Schlacht an der Milvischen Brücke die Vision eines feurigen Kreuzes und der Worte ,,In hoc signo vinces" (,,Unter diesem Zeichen wirst du siegen"). Er befahl seinen Soldaten, das Kreuz an Feldzeichen und Rüstungen zu befestigen und er gewann die Schlacht tatsächlich.
Im folgenden Jahr gewährte er im Edikt von Mailand den Christen vollständige Toleranz, bis Theodosius I. kurz darauf das Christentum sogar zur Staatsreligion erhob.

Die Katholische Kirche

Die Entstehung der römisch-katholischen Kirche geht auf die von Kirchenvater Ignatius von Antiocha (gestorben um 110) gestiftete "katholische" Gesamtkirche zurück. Im Lauf der Zeit grenzten sich die Katholiken als vermeintlich Rechtgläubige immer mehr von anderen christlichen Gruppierungen und Kirchen ab. Dieser katholische Alleinvertretungsanspruch in Glaubensfragen führte 1054 zur Abspaltung der Ostkirchen und im 16. Jahrhundert zur Reformationsbewegung und damit zur Entstehung der protestantischen Kirchen.

Im 16. Jahrhundert bestätigte die katholische Kirche als Reaktion auf die Reformation die im Lauf der Jahrhunderte entstandenen Traditionen, die zu Angriffspunkten des Protestantismus geworden waren. So betonte sie die Gültigkeit der Sakramente und die Vormachtstellung des Papstes.
Die katholische Kirche im 20. Jahrhundert wird vor allem wegen ihrer Rolle bei der Entstehung faschistischer Regierungen in Europa angegriffen. Sie war eine Förderin der Salazar-Diktatur in Portugal, der Falangisten in Spanien, wo zahlreiche Kabinettsmitglieder der Regierung Franco dem reaktionären katholischen Geheimbund Opus Dei angehörten, und des Faschismus in Italien. Auch in Deutschland vertraten einflussreiche Kreise der katholischen Kirche vor und während des Dritten Reiches völkisches und rassistisches Gedankengut. So forderte der Professor für katholische Theologie Karl Adam 1933 "eine auf Blutreinheit des Volkstums bedachte Gesetzgebung". Der christliche Antisemitismus war der ideologische Wegbereiter für die Massenvernichtung der Juden während des Nationalsozialismus. "Der Holocaust fand in Gebieten statt, die im Wesentlichen christlich waren und zum größten Teil katholisch" (Kardinal Edward Cassidy).
Der von der katholischen Kirche nach dem rituale romanum offiziell erlaubten Teufelsaustreibung, dem Exorzismus, fallen auch heute noch in Deutschland psychisch kranke Menschen, die von religiösen Fanatikern als Besessene angezeigt werden, zum Opfer. Finanzskandale, Verstrickungen von hohen vatikanischen Würdenträgern mit der italienischen Mafia und persönliche Verfehlungen hoher kirchlicher Würdenträger haben das Ansehen der katholischen Kirche immer tiefer sinken lassen.
So ist die gegenwärtige Situation der katholischen Kirche durch anhaltenden Bedeutungsverlust gekennzeichnet. Die Entfremdung zwischen Kirche und Gläubigen nimmt weiter zu. So lehnt ein großer Teil der Katholiken das Verbot vorehelicher Sexualität und jeglicher Empfängnisverhütung, den Anspruch des Papstes auf Unfehlbarkeit und den Ausschluss der Frauen vom Priesteramt ab. Die Folge ist eine steigende Anzahl von Kirchenaustritten.

Die Bibel
Die Bibel ist eine Sammelbezeichnung für all jene Texte, die im Schriftenbestand des Alten Testaments (Abkürzung: A.T.) und des Neuen Testaments (Abkürzung: N. T.) enthalten sind. Als solche bildet die Bibel die zentrale Grundlage bzw. den verbindlichen Offenbarungsbericht des christlichen Glaubens und wird nach einer Erwähnung in Römer 1, 2 in diesem Sinn auch als "Heilige Schrift" bezeichnet.
Das Alte Testament ist in wesentlichen Zügen identisch mit der hebräischen Bibel als Heiliger Schrift des Judentums. Es umfasst 39 Bücher, die überwiegend in hebräischer Sprache abgefasst wurden - einige wenige Teile allerdings sind in Aramäisch abgefasst. Die sehr viel später entstandene protestantische Bibel oder Lutherbibel, benannt nach ihrem Übersetzer Martin Luther, unterscheidet sich von der katholischen Version lediglich geringfügig im Aufbau des Alten Testaments: Während sich die Lutherbibel bei ihrer Fassung des Alten Testaments auf die 39 Bücher der hebräischen Bibelversion beschränkt, enthält die katholische Fassung sieben weitere Bücher und Hinzufügungen. Diese Zusätze werden von der protestantischen Kirche als Apokryphen bezeichnet; innerhalb der katholischen Kirche sind sie als deuterokanonische Bücher in den Bund aufgenommen. Ähnliches gilt für die Bibel der Ostkirchen, die in diesem Sinn weitgehend mit der katholischen Fassung identisch ist. Einige dieser zusätzlichen Bücher der katholischen bzw. Ostkirche wurden ursprünglich, wie auch das gesamte Neue Testament, in griechischer Sprache verfasst.
Das Neue Testament hat in allen christlichen Kirchen einen identischen Textbestand. Die Einteilung der einzelnen Bücher in Kapitel und Verse hat sich erst relativ spät vollständig durchgesetzt; ihren Anfang nahm sie im 16. Jahrhundert.

Luther und die Reformation

Dr. Martin Luther (geb. 1483) war Augustinermönch und Professor der Theologie an der Universität zu Wittenberg.
Zu seiner Zeit war es üblich, sich durch sogenannte ,,Ablassbriefe" von seinen Sünden freizukaufen. Luther sah dieses als einen Verstoß gegen Gottes Willen an, denn man könne seine Gnade nicht durch Geld beeinflussen.
Gegen diesen Ablass handelnd, schrieb Luther 1517 am 31. Oktober seine 95 Thesen. Dies hatte zu Folge, dass er vom Papst mit einem Bann belegt wurde. Auf dem Reichstag zu Worms sollte sich Luther rechtfertigen. Weil er sich weigerte seine Schriften zu widerrufen, wurde er geächtet (Reichsacht). Bei der Rückreise wurde er von seinem Landesherren Kurfürst Fried. D. Weise auf die Wartburg bei Eisenach entführt.
Hier übersetzte er die Bibel ins Deutsche _ Grundlage der dt. Schrift.
Die Reformation hat die mittelalterliche Funktion der Kirche als Heils- und Rechtsanstalt aufgehoben und die sie auf die Heilsvermittlung beschränkt.
Der Thesenanschlag von Martin Luther im Jahre 1517 war die eigentliche Geburtsstunde der Reformation. Für Luther lag das Wesen des Christentums nicht in einer ausgebildeten Hierarchie, an deren Spitze der Papst steht, sondern in einer demütigen Verbindung des Gläubigen mit Gott. Allein durch den Glauben erfährt man nach Luther die Gerechtigkeit Gottes.
Als Luther rund 30 Jahre später starb, gab es in Deutschland eine mächtige lutherische Kirche; die erste Protestantische Universität, Marburg, war 1527 gestiftet worden und eine Vielzahl von kleinen Reformatoren versuchte das Werk des großen Erneuerers zu verbessern oder zu vollenden.

Calvin und Zwingli

Johannes Calvin (1509-1564) war ein Reformator der zweiten Generation nach Luther. Vertrieben aus seinem Vaterland Frankreich, veröffentlichte er in Basel als 27-Jähriger die ,,Institutio Religionis Christianae". Es war eine systematische Darstellung der evangelischen Lehre, durch die Calvin mit einem Schlage berühmt wurde.
Noch heute gilt seine Darstellung mit ihrer Betonung der Herrschaft Gottes und der Mächtigkeit seines unabänderlichen Willens als eine der
bedeutsamsten Kundgebungen der Reformation.

Neben Luther, den sein Leben lang immer wieder die eine Frage gequält hat, wie der sündige Mensch einen gnädigen Gott finden und der Erlösung teilhaftig werden könne, stand Holdrich Zwingli (1484-1531), der Reformator von Zürich. Seine Herkunft und die besonderen politischen Verhältnisse der Schweiz haben die Lutherschen Gedanken in eine mehr praktisch-rationale Form umgewandelt. Vor allem das Abendmahl hatte für Zwingli eine andere Bedeutung als für Luther. Eine Einigung der beiden Reformatoren im Marburger Streitgespräch von 1529 scheiterte in genau dieser Frage.

Das Jahrhundert der Glaubenskriege

Der tiefe Riss zwischen Protestantismus und Katholizismus, der seit der Reformation Martin Luthers entstanden war und das politische Geschehen in Europa mitbestimmte, führte in den Jahrzehnten zwischen 1550 und 1650 zu zahlreichen Auseinandersetzungen, die bis heute mit zu den blutigsten und grausamsten Kriegen unserer Geschichte zählen.
Die Frömmigkeit des Reformationszeitalters verband sich mit tiefem Hass gegen den religiös anders Denkenden.
Beispiele für diese Glaubenskriege waren unter anderem der Bauernaufstand in Deutschland im Jahre 1524 (Grund: Luther hatte 4 Jahre vorher öffentlich die päpstliche Bannbulle verbrannt) oder die Pariser Bluthochzeit in der Bartholomäusnacht am 24.8.1572, in der die Ermordung der Hugenottenführer (Hugenotten - franz. Protestanten) durch die Soldaten des Herzogs von Guise der Auslöser war. In den folgenden Wochen erhöhte sich die Anzahl der Opfer auf über 10.000.

Die Orthodoxe Kirche

Die orthodoxe Kirche, auch bekannt unter ,,Ostkirche" oder ,,Morgenländische Kirche", ist der unbekannte und oft missverstandene Zweig der Christenheit, obwohl die orthodoxe Kirche mit ihren über
150 Millionen Gläubigen die zweitgrößte christliche Gemeinschaft der Welt ist.
Sie beherrscht in starkem Maße das religiöse Leben von Osteuropa.
Allerdings gibt es auch viele in anderen Ländern der Welt lebende orthodoxe Christen, wie z.B. in Asien, Afrika und Australien.
Dem orthodoxen Glauben nach (Orthodox - rechtgläubig) hat es die orthodoxe Kirche schon vor Gründung der ersten christlichen Gemeinde in Rom gegeben. Genau wie die römisch-katholische Kirche ist auch die orthodoxe Kirche der Meinung, dass ihre Anfänge direkt auf Jesus zurückgehen. Die orthodoxe Kirche war in der Vergangenheit oft ein Werkzeug weltlicher Herrscher, was sich vor allem in der bolschewistischen Revolution ausdrückte, als sie für längere Zeit verfolgt wurde. Erst im Jahre 1943 gestattete der Kreml wieder die Wahl eines Moskauer Patriarchen.

Am 16. Juli 1054 legten Gesandte des Papstes eine Bulle auf den Altar der Hagia Sophia in Konstantinopel, die besagte, dass der Patriarch mit seinen Gläubigen aus der römisch-katholischen Kirche ausgegliedert werden sollte. Der Patriarch jedoch entgegnete der Exkommunizierung mit einem Bann des Papstes. Dies war der Grundstein für das große Schisma (Trennung) zwischen den beiden katholischen Kirchen.
Der Vatikan hält noch heute die orthodoxe Kirche für eine abtrünnige Kirche, weil sie unter anderem die Zurückverfolgung des Papsttums auf Petrus, genauso wie die evangelische Kirche, bezweifelt.

Das Papsttum

Der offizielle Titel des Papstes lautet: "Bischof von Rom, Statthalter Jesu Christi, Nachfolger des Apostelfürsten Petrus, das Oberhaupt der allgemeinen (griechisch: "katholischen") Kirche, Patriarch des Abendlandes, Primas von Italien, Erzbischof und Metropolit der Kirchenprovinz Rom und Souverän des Staates Vatikanstadt".
Der Begriff Papst ist abgleitet von "papa", ursprünglich verwendet für Äbte, Bischöfe und Patriarchen; er wurde im Westen dann für den Bischof von Rom reserviert. Der Ehrentitel und die Anrede lautet "Heiliger Vater". Seit dem 11. Jahrhundert legt der Amtsinhaber seinen bürgerlichen Namen zugunsten eines eigenen Papstnamens ab. Auch der Patriarch von Alexandria trägt den Titel Papst.
Der Papst gilt nach katholischer Lehre als Nachfolger des Apostels Petrus, dem nach der Überlieferung ersten Bischofs von Rom. Auf dessen Sonderrolle im Kreise der Apostel gründet sich die Sonderstellung des Papstes. Petrus sei von Jesus Christus die Leitung der Kirche anvertraut worden: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen." (Matthäusevangelium 16, 18).
Innerhalb des hierarchischen Aufbaues der katholischen Kirche nimmt der Bischof von Rom, zusammen mit den Bischöfen der Weltkirche, die oberste Leitungsgewalt ein. Ihm obliegt die letzte Verantwortung für die Kirchenleitung, weswegen nach katholischem Recht auch kein Konzil über dem Papst stehen kann oder ihn einfach absetzen kann, außer etwa bei Geisteskrankheit. Er verkündigt für alle Gläubigen verbindliche Dogmen, beruft Konzile ein, übt die kirchliche Gerichtsbarkeit aus, richtet Bistümer ein und ernennt Bischöfe.
Bei der Leitung der Kirche wird der Papst von einer kirchlichen Behörde, der Kurie, unterstützt. Die Kurie setzt sich seit dem 16. Jahrhundert aus drei Kongregationen zusammen, wobei jede für einen bestimmten Verwaltungsbereich zuständig ist. Sie bestehen aus Gerichten, die über Rechtsfälle entscheiden sowie aus Räten, Ämtern und Sekretariaten, deren wichtigste Stellung das Staatssekretariat einnimmt, das als oberstes Regierungsorgan fungiert und dem alle anderen Ämter untergeordnet sind.

Apostolisches Glaubensbekenntnis

Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.