Hinduismus

 

Der Hinduismus ist so ein umfassendes Thema, dass ich jetzt versuche, mit wenigen Worten das Wesentliche so vollständig wie möglich darzulegen, was aber nicht vollständig sein kann und nicht darf, denn ich entnehme nur aus Büchern. Und das Wesentliche muss auch erfahren werden, das heißt die Teilnahme am Hinduismus, am indischen Leben, an dieser indischen Volksreligion, oder zum Beispiel ein Besuch eines Pujas/Pooja(=Gottesdienst), Gespräche mit den Hindus, Swamis, Sadhus. Man kann das ganze auch ziemlich ausweiten beispielsweise mit der Teilnahme an einer Leichenverbrennung, Leben in einem Ashram etc.. Der Hinduismus ist auch deshalb schwer zu erklären, weil er keinen Religionsstifter und keine geschlossene dogmatische Lehre hat. Er ist im Gegensatz zum Christentum nicht organisiert, das heißt es gibt keine Hochschulen zum Studium der Theologie und kein gemeinsames Glaubensbekenntnis. Der Hinduismus erneuert sich ständig selbst, weil Menschen von den hinduistischen Gedanken und Wissen animiert werden, eigene Erlebnisse in Worte zu fassen, wenn sie beispielsweise in hinduistischen Schriften( -> Weden) Gedanken, Erklärungen und Erfahrungen wiederfinden. Zu diesen Menschen gehören Ramakrishna, Vivekananda, Yogananda, Ramana Maharshi, Muktananda, Ma Anandamayee, Sathya Sai Baba und viele andere (Ashrams und spirituelle Lehrer). Alle diese Leute haben das Mosaik der Erkenntnis noch vielfältiger und vielfarbiger werden lassen, aber alle haben betont dass das Wesentliche dasselbe ist und bleibt.

Auszug aus einer Rede Mahatma Ghandis:
,,Der Hindu ist in religiösen Fragen der toleranteste und weitherzigste Mensch. Seine Religion verkündet nicht einen besonderen Hindu-Gott oder einen besonderen Hindu- Himmel. Gott ist einer, für Hindus so gut wie für Nicht-Hindus. Und jeder gute Mensch kann in den Himmel kommen. Man braucht kein Hindu zu sein, um ein guter Mensch zu sein, und nicht jeder Hindu ist ein guter Mesnsch. Im Hinduismus gibt es kein Dogma über ´den´ Weg. Es gibt verschiedene Wege, um zur Wahrheit zu gelangen und Gott zu verwirklichen.(...)"

Allgemein

Der Hinduismus ist die älteste der großen Weltreligionen. Sie ist die am weitesten verbreitete indische Volksreligion. Zum Vergleich: zu den anderen Religionen beträgt
der Hinduismus 82,6%
der Moslem 11,4%
das Christentum 2,4%
die Sikhs 2,0%
der Buddhismus 0,7%
und sonstige religiöse Gemeinschaften 0,9% des Anteils der indischen Bevölkerung.
n der Hinduismus kennt keine strengen Glaubensregeln
n der Hinduismus wird durch Buddhismus , Jainismus und Islam beeinflusst
n Hindus verehren neben ihrem Hauptgott, je nach Bedarf auch andere beliebige Teilgötter
Der Begriff Hindu kommt von den Persern, die so die am anderen des Indus lebenden Menschen beschrieben. Moderne Hindus bezeichnen ihre Religion als Sanatana Dharma, was soviel wie ,,Ewiges Leben" bedeutet. Manche Indus glauben, dass ihre Religion nur in Indien praktiziert werden kann. Die Überquerung des Kalapani (Schwarzer Ozean), glauben sie, würde sie unrein und unfähig zum Leben als Hindus machen. Andere glauben dies nicht.
In den letzten hundert Jahren sind viele Hindus hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen aus Indien ausgewandert. Die Gemeinschaft der ca. 1.400.000.000 erstreckt sich heute von Ostafrika bis Kanada, von Europa bis in die USA.

Die wichtigsten Götter Hindus
Die Hindus verehren mehrere Götter, sie sehen aber alle diese Götter als nur einen Teil des einen, allmächtigen, allumfassenden, ewigen und allgegenwärtigen Gott Brahman an. Die Gottheiten sind sozusagen Ausdrucksformen dieses einen Gottes.
Einige der wichtigsten Gottheiten:
n Vishnu - der Welterhalter
n Krishna - Wiedergeburt Vishnu's; Gott der Hirten und Bauern
n Shiva - Gott des Wandels und der Zerstörung
n Ganesh - Sohn Shiva's; Überwinder und Vernichter von Hindernissen
n Kali - Frau Shiva's in furchtbarer Gestalt

Geschichte
n im Indusgebiet findet man die tiefsten Wurzeln der indischen Glaubenswelt
n Verehrung männlicher und weiblicher Gottheiten, Natur mit Pflanzen und Tieren war einbezogen
n Altertum(1500-500 v. Chr.) Arier (`die Edlen', Hirtenkrieger), wanderten im 2. Jahrtausend v. Chr über Gebirgsstraßendes Nordwestens in Stromgebiet der Indus ein. In ständigen Kämpfen um Vorherrschaft gewannen sie die Oberhand und vermischten sich mit den überlebenden Einwohnern der Indus
n die Induskultur ging unter
n die Arier brachten Gesänge mit, die aufgezeichnet wurden: Veden (von Veda, ,,heiliges Wissen"), diese bilden die ältesten Schriften des Hinduismus.
n Upanishaden (,,Geheimlehren") beschäftigen sich mit der Beziehung des Einzelnen zum göttlichen Allwesen und die Wiedergeburt der Seele.
n Indisches Mittelalter (500 v. Chr.-1000 n.Chr.)
n Arier brachten merkbare Veränderung der indischen Sprachwelt und der indischen Gesellschaftsordnung
n Götterwelt veränderte sich, neue Namen drängten sich in den Vordergrund
n das geistige Leben, Philosophie, Literatur und Kunst entfalteten sich zu großer Reife und Anregungskraft
n Zeit der islamischen Vorherrschaft (nach Jahrtausendwende bis Mitte des 18. Jhd.'s
n nach Jahrtausendwende drang Islam nach Indien vor, errichtete eigene Reiche auf indischem Boden, gewann zahlreiche Hindus für sich und wirkte mit seiner Gedankenwelt immer mächtiger auf das Volk
n Islam brachte Ausschließlichkeitsdenken und Intoleranz
n Zeit der Britischen Vorherrschaft (1757-1947)
n Indien wurde britische Kolonie, geriet dabei in Einfluss europäischer Denk- und Lebensform
n Inder entwickelten die Kraft, Neues anzunehmen, ohne die alte Tradition aufzugeben
n Reform-Hinduismus
n ->Das Neue Indien
n Ende Britischer Herrschaft durch Mahatma Ghandi (1869-1948)
n gewaltloser Kampf für Unabhängigkeit des Landes
n Teilung Pakistans (Islamisches Gesetz) und Indiens (alle Religionen leben gleichberechtigt miteinander), mit Bekanntgabe der Teilung waren ungewöhnlich starke Ausbrüche von religiösem Fanatismus verbunden

Der Glaube der Hindus an die Zeit nach dem Tod
Hindus glauben, dass Menschen und Welten entstehen und vergehen, d.h. an eine Wiedergeburt: Durch gute Taten, wie z.B. Waschungen, Meditation, Blumen-, und Reisopfer, Pilgerfahrt etc. sammeln sich Hindus während ihres Lebens ein Guthaben an (->Karma). Nach ihrem Tod werden sie je nach ihrem Guthaben entweder in eine höhere oder niedrigere Kaste hineingeboren. Mit anderen Worten: Jede Seele kann im Laufe einer Reihe von Leben das Ziel der Befreiung (Mokka) erreichen, indem sie den Samsara-Kreislauf durch pflichtbewusste, selbstlose Handlungen durchbricht.(->Durchbrechung des Kreislaufs)
Nachdem sie die höchste Kaste erreicht haben, werden sie Eins mit der am höchsten geschätzten Gottheit Brahman. Also gelangen die Brahmanen, wegen ihrer hohen Kaste, schnell zur Vereinigung mit dem höchsten Gott der Hindus , während die kastenlosen Harijans dies niemals erreichen werden.
Für Millionen von Hindus ist das Kastensystem gesellschaftlicher Gliederung das wichtigste. Die Kaste beeinflusst den politischen Weg, die Wahl des Ehepartners, die Nahrung und andere Belange. Das Wort ,,Kaste" kommt vom portugiesischen ,,casta", das Rasse und Art bedeutet. Die Hindus anerkennen vier große gesellschaftliche Kategorien, Warnas (Farben), die in zahllose Berufsgruppen unterteilt sind. Die vier Warnas sind in der Reihenfolge:
n Brahmanen (Priester, Geistesarbeiter)
n Kschatrijas (Herrscher, Verwalter, Krieger)
n Waischas (Bauern, Kaufleute)
n Schudras (Handwerker)
Um 1000 v.Chr. wurde dieser vierfachen Gliederung eine fünfte Gruppe hinzugefügt, nämlich die Menschen, die gezwungen wurden, die unreinen Tätigkeiten, wie das Gerben von Leder oder die Entfernung toter Tiere auszuführen. Diese Nichtarier lebten in speziellen Bereichen, weit entfernt von den Ariern. Sogar heute noch gibt es diese Form der Absonderung. Früher wurde diese Gruppe ,,die Unberührbaren" genannt, im 20. Jahrhundert nannte der große Hindureformer Mahatma Ghandi sie ,,Kinder Gottes". Doch sie ziehen es heute vor, sich "Unterdrückte" zu nennen. Sie dürfen nicht einmal den Dorbrunnen benutzen.
Ab etwa 300 v.Chr. entwickelten sich Berufsgruppen. Mitder zeit brachten diese unverwechselbare Bräuche und strenge Regeln hervor, die die Heirat zwischen und das essen mit Angehörigen anderer Kasten verboten. Heute gibt es Tausende Berufsgruppen.
Im modernen Indien beruht die Handhabung der Kasten hauptsächlich auf dem vorher erwähnten Punkt der rituellen Reinheit. Hindus glauben, sie können durch Kontakt und von einem Mitglied einer unterer Kasten gekochtem essen verunreinigt werden.
Heutzutage ist die Diskriminierung aufgrund von Unberührbarkeit seit 1950 illegal, die ,,Unberührbaren" haben durch reservierte Ausbildungs- und Arbeitsplätze bessere Möglichkeiten erhalten. Doch trotz der offiziellen versuche, eine gerechte Gesellschaft zu schaffen, bleibt die Kaste wichtig, besonders bezüglich der Ehe auf dem Land, wo diese Diskriminierung andauert.

Befreiung durch Yoga
Yoga ist eine Konzentrationstechnik, die dem Menschen helfen soll, die Einheit von Brahma (Gottheit) und atman (Selbst eines jeden Menschen) zu finden.
,,Unterdrückung der Bewußtseinszustände". Ausgangspunkt für diese Praxis ist die Konzentration auf ein einziges Objekt.
Vorstufe dazu bilden fünf ,,Zügelungen": nicht töten, nicht lügen, nicht stehlen, sexuelle Enthaltsamkeit, nicht geizig sein. Diese Zügelungen verhelfen zu einem ,,geläuterten Zustand", der dem des Ungeübtem überlegen ist.
Yogin muss bestimmte Regeln beachten: ,,Sauberkeit, Heiterkeit, Askese, des Studium der Yoga-Lehre, die Bemühung, Gott zum Beweggrund aller seiner Handlungen zu machen".

Weltbild

Hinduismus riesiger Mythos
starke Symbolik verdeutlicht Mythen
In der Welt herrscht ewiges Gesetz Dharma. Wirkt in den Naturgesetzen, aber auch in der sittlichen Ordnung.
Gott ist Ursache von allem und zugleich in allem wirkend. Die Gottheit kann als persönlich und zugleich überpersönlich verstanden werden, als das wahre Sein jeder Materie.

Bräuche der Hindus
n Frauen essen erst nach Männern
n Heilige Waschung: der Hinduismus besagt, dass man durch Arbeiten, Essen, Berührung von Leichen, Leder bzw. anderen organischen Materialien immer mehr verunreinigt wird. Durch die Heilige Waschung erreicht ein Hindu, den Zustand höchster Reinheit und somit den besten Zeitpunkt zu einer religiösen Andacht.
n Gläubige Hindus beten am Ganges und verbrenn dort auch ihre toten
n Witwen dürfen nicht mehr heiraten
n Witwenverbrennung (heutzutage verboten): Witwen ließen sich damals samt dem Leichnam ihres Mannes verbrennen, um so Ruhm und Ehre für ihre Familie zu bekommen
n Pilgerfahrt

Religiöse Feste und Zeremonien
- feiern viele feste und Zeremonien
n wichtigsten Zeremonien bei Geburt , Hochzeit und Bestattung
n jeden Tag Gottesdienste von Familienmitglied zu Hause veranstaltet, d.h. Aufstellen einer Götterstatue, Anzünden einer Öllampe oder Räucherstäbchen, Weihen ihrem Lieblingsgott Opfergaben z.B. Speisen, Getränke etc.