DAS JUDENTUM

 

Name und Symbol

- Das Wort ,,Jude" leitet sich ab von Juda ; Juda war der Sohn des Jakob und der Vater des Stammes Juda. Der Ausdruck ,,Jude" ist in der Frühzeit des A.T. noch nicht nachweisbar, sondern erst in der Zeit nach dem babylonischem Exil. Vorher war die Bezeichnung ,,Israelit" üblich.

- Das älteste Symbol der Juden ist der 7-armige Leuchter (die Menorah). Licht ist das Sinnbild des Lebens für die Juden. Es vertreibt die Mächte der Finsternis. Heute schmückt der 7-armige Leuchter das Wappen des Staates Israel.

- Ein anderes Symbol der Juden ist der Davidsstern. Man vermutet, dass dieser Stern früher magische Bedeutung hatte. Im 2. Weltkrieg wurden die Juden gezwungen, den Davidsstern als Zeichen der Diskriminierung zu tragen. So wurde der Davidsstern zum Ehrenzeichen für all die Menschen, deren Menschenwürde auf brutale Weise verletzt wurde.

Volk oder Religion ?

Das Judentum bezeichnet sowohl eine Volks- als auch eine Religionszugehörigkeit . Der Jude sieht sich heute normalerweise als Glied eines Volkes, dessen Ursprünge von der Religion bestimmt wurden.

Wieso Volkszugehörigkeit ?

Das Judentum ist von Anfang an ein Volk, das von Gott (Jahwe) unter allen Völkern auserwählt wurde. Gott schloss den Sinai-Bund mit Moses als Vermittler zwischen ihm und dem Volk Israel. Für die Juden heißt das ,,Auserwählt sein" nicht, dass sie ein besseres Volk sind, sondern das sie nach der Thora leben dürfen.

Wieso Religionszugehörigkeit ?

Das Judentum gilt als eine der ältesten Religionen der Welt (3000 Jahre alt). Wesentliche Grundsätze sind auch in anderen Religionen enthalten, wie dem Christentum und dem Islam. Das Judentum ist sozusagen die Mutter der beiden größten Weltreligionen.

Judentum - eine Weltreligion ?

Statistik

Aus dieser Statistik kann man lesen, dass das Judentum keine große Religionsgemeinschaft ist. Nach heutigen Schätzungen gibt es rund 17 Millionen Juden. Die Meisten leben im Staat Israel, in den USA und in Russland. Der andere Teil ist auf viele Länder der Welt verteilt. Bei dieser kleinen Zahl kann man nicht sagen, dass das Judentum eine ,,Weltreligion" ist. Allerdings hat das Judentum eine große Bedeutung für das Christentum und den Islam.

Jüdisches Leben

Im Allgemeinem kann man sagen, dass das jüdische Leben von Festen und Bräuchen bestimmt wird.

Bräuche : - Beschneidung - Sabbat - Bar Mizwa - Speisegesetz

Feste : - Paschafest und Sederabend - Laubhüttenfest

Es gibt natürlich auch noch andere Bräuche und Feste. Ich möchte nun aber nur die obengenannten Bräuche und Feste auf der nächsten Seite erklären.

Die Beschneidung

An dem neugeborenen Jungen wird 8 Tage nach der Geburt die Beschneidung vollzogen. Bei der Beschneidung erhält der Knabe seinen Namen. Durch die Beschneidung wird der Knabe ein Teil des Bundes. Jeder Jude muss sich beschneiden lassen. Wenn man dies nicht tut, heißt das, dass man sich dem Judentum abgewandt hat. Bei den Christen gibt es keine Beschneidung, aber wohl in anderen Religionen. Für das jüdische Mädchen gibt es keine entsprechende Zeremonie. Sie erhält ihren Namen bei einem Fürbittgebet.

Bar Mizwa

Bar Mizwa bedeutet ,,Sohn der Pflicht", ist also somit für den jüdischen Jungen gedacht. Das jüdische Mädchen bezeichnet man als Bat Mizwa, also ,,Tochter der Pflicht". Der Junge muss am Sabbat nach seinem 13. Geburtstag zur Synagoge und dort einen Segensspruch vorlesen. Hier wird er über seine Pflichten unterrichtet. Von nun an ist er volljährig und für die Gemeinde mitverantwortlich. Das Mädchen wird schon mit 12 Jahren volljährig. An den beiden Tagen findet ein großes Familienfest statt.

Der Sabbat

Der Sabbat ist der Höhepunkt der Woche. An diesem Tag gilt absolute Arbeitsruhe. Nicht einmal das Zubereiten der Speisen ist erlaubt. Es muss alles vorbereitet sein und darf dann nur aufgewärmt werden. Der Sabbat beginnt bereits mit dem Sonnenuntergang des Vortages. Dann wird ein gutes Mahl gegessen und dabei werden Gebete gesprochen und Lieder gesungen. Die Sabbatpflicht bringt heute Probleme mit sich. Man diskutiert z.B. ob man Verkehrsmittel benutzen darf.

Speisegesetze

Wichtig für das Judentum sind auch die Speisegesetze. Den Juden ist es zum Beispiel verboten Schweinefleisch zu essen. Es gibt auch noch andere Speisegesetze, auf die die Hausfrau achten muss. Sie darf nämlich kein Milchgericht gleichzeitig mit einem Fleischgericht zubereiten. Diese Gerichte dürfen auch nicht zusammen gegessen werden, z.B. darf ein Jude bei einer Mahlzeit Käse und Wurst nicht zusammen genießen. Man hat auch extra verschiedene Töpfe und Geschirr um die Speisen zuzubereiten. Es gibt auch eigene Gesetze für die Schlachtung. Deshalb kaufen die Juden das Fleisch bei ihren Landesleuten, weil sie sich hier sicher sein können, dass dieses Fleisch rein ist.

Das Paschafest und der Sederabend

Dieses Fest ist einer der Höhepunkte des Jahres. Diese Feier erinnert an die Befreiung aus Ägypten. Sie findet im Familienkreis statt. Sie vollzieht sich nach einer bestimmten Ordnung (hebr. : seder, deshalb Sederabend). An diesem Abend wird eine bestimmte Reihenfolge an Speisen verzehrt.

- Am Wichtigsten ist das ungesäuerte Brot (Mazza). Es erinnert an den Auszug aus

Ägypten, der schnell geschehen musste. In dieser Eile konnte man nur noch ein Brot backen, das keinen langen Gärungsprozess brauchte.

- Dann kommt das Fruchtmus. Es ist ein lehmartiger Brei aus Früchten und Rotwein. Er

erinnert an die Tonerde erinnern, aus der die Israeliten Ziegelsteine herstellen mussten.

- Danach kommt das Bitterkraut, welches auf die Bitterkeit der Sklaverei

hinweist. Jeder bekommt 4 Becher Wein. Auf den Tisch gehört auch noch ein Lammknochen. Dies ist ein Symbol für das Lamm, das beim Auszug geschlachtet wurde und dessen Blut an die Pfosten der Häuser gestrichen wurde. Die Feier beginnt mit einem Dankgebet, bei dem der 1. Becher Wein getrunken wird. Danach erzählt irgendein Mann die Geschichte vom Auszug aus Ägypten. Jetzt beginnt das Mahl. Die Speisen werden der Reihe nach gegessen (Mazza, Fruchtmus, Bitterkraut). Der Wein wird auch getrunken, außer ein Glas, welches für den Propheten Elija bestimmt ist. Danach klingt der Abend in festlicher Stimmung aus.

Das Laubhüttenfest

Am Herbstanfang findet das Laubhüttenfest statt. Dieses Fest ist ein festlicher Abschluss der Weinlese. Die Juden bauen sich dann eine Hütte, die von innen geschmückt wird. In dieser Hütte essen sie nun und sie schlafen drin, falls es nicht zu kalt ist. Dieses Fest erinnert auch an die Wüstenwanderung und an die Einweihung des Tempels.

Jüdisches Gebetshaus

Das jüdische Gebetshaus ist die Synagoge. Die Synagoge kann man vergleichen mit der Kirche der Christen. Sie ist das unentbehrliche Zentrum der Gemeinde. Die Synagoge ist der Raum für den Gottesdienst (d.h. hier wird gebetet, es finden Schriftlesungen und Schrifterklärungen statt). Sie dient auch als Lehrhaus (d.h. Kinder werden in Religion unterrichtet, Erwachsene studieren die Thora) und als Gemeindezentrum. Hier trifft man sich zu Gesprächen und gemeinsamen Mahlzeiten. Man verteilt Geld an die Armen und schlichtet Streitfälle.

Worauf baut der Glaube der Juden sich auf ?

1.Urprung

Die Juden haben von jeher bei ihrer Gottessuche den Gedanken entwickelt, dass Gott zunächst einzelne Menschen gerufen hat und sich dann ein Volk erwählte, das allen Völkern zum Heil werden soll. So haben sie rückblickend ihren Ursprung in der Gestalt des Patriarchen Abraham gefunden. Die Juden nennen ihn auch ihren ,,Vater". Abraham hörte den Ruf Gottes, seine Heimat zu verlassen und in ein anderes, unbekanntes Land zu ziehen. Er folgte dem Ruf und wurde so zu einer Gestalt, die von Hoffnung und Aufbruch geprägt war. Er und seine Nachfahren lebten in Kanaan, im Lande der Verheißung (19.-13.Jh. v. Chr.). Am Ende dieser Zeit lebte die Abraham-Sippe (Vorfahren der Israeliten und des Judentums) aber nicht nur in Kanaan, sondern auch in Ägypten, wo sie harte Sklavenarbeit leisten mussten. Und wieder wählte Gott hier einen Menschen aus : Moses. Moses wird zum Mittler zwischen Gott und dem Volk. Gott offenbarte sich dem Moses als ,,Jahwe", d.h. ,,Ich bin der, der für euch da ist". Mit Hilfe Jahwes führte Moses sein Volk in der Paschanacht aus der Knechtschaft durch die Wüste dem verheißenen Land entgegen (Buch Exodus). Dieser Auszug Israels aus Ägypten ist zum Urbild der Befreiung aus Knechtschaft und Unterdrückung geworden. Es ist das Ereignis, auf das Israel seine Existenz gründet und seinen Glauben zurückführt. Viele Jahre zog Moses mit dem Volk auf der Sinai-Halbinsel umher. Hier offenbarte sich Gott dem Moses und übergab ihm am Berge Horeb das Gesetz Gottes, die Thora, deren Kernstück die 10 Gebote sind. So schloss ,,Jahwe" mit dem Volk Israel einen besonderen Bund, indem er es unter allen Völkern zu seinem besonderen Eigentum erwählte. (Exodus) Die Erwählung Israels durch Gott ist für dieses Volk auch heute noch nicht nur eine Auszeichnung, sondern ein Auftrag, Zeugnis zu geben von dem einen Gott und von seinem Verlangen nach Gerechtigkeit.

2.Glaubensbücher

Die Bibel der Juden ist heute das wichtigste Buch des Judentums. In diesem Buch erfahren die Juden von ihren eigenen Ursprüngen(=Vergangenheit) sowie von dem Ziel, auf das sie nach Gottes Willen zugehen (=Zukunft). Die Hoffnung auf den Messias und auf das Gottesreich durchzieht dieses Buch. Die Bibel ist für die Juden ein Buch, das von Juden für Juden geschrieben worden ist. Es ist für sie gleichzeitig Religions- und Geschichtsbuch, weil es die Glaubensgeschichte des Volkes Israel bezeugt. Diese Glaubensgeschichte zeigt ein Volk, das sich zum einen gegen Gott auflehnt und von Zweifeln geplagt ist, zum anderen immer wieder auf seinen Gott und dessen Führung vertraut. In diesem ,,Auf und Ab" erkennt das Volk Israel immer neue Seiten an seinem Gott. Sein Bild von Gott verändert sich, weil auch sein Glaube wächst und reift. Die Bibel der Juden besteht aus 3 Teilen (insgesamt 39 Bücher)

- Weisung (Thora) n Propheten (Nebiim) n Weisheitsschriften (Ketubim)

Sie entspricht bis auf einige Ausnahmen dem A.T. der Christen. Sie ist in einem Zeitraum von mehr als 8 Jh. entstanden. Da die Thora eigentlich ein Kernstück der Bibel ist, möchte ich etwas näher darauf eingehen.

Die Thora

Im Mittelpunkt des Lebens eines Juden steht die Thora. Für die Juden ist die Thora ein Geschenk Gottes, das es ermöglicht, ein glückliches und sinnvolles Leben zu führen. Sie bestimmt bis zum heutigen Tag Handeln und Glauben der Juden. Sie sagt den Juden, wie sie ihr Leben ausrichten sollen, um den Weg des Glücks und des Heils zu finden. Die Thora umfasst die 5 Bücher des Moses. Ein wichtiger Teil der Thora sind die 10 Gebote. Zu den 10 Geboten kamen mit der Zeit neue Bestimmungen hinzu (bis zu 613 Gebote). Diese sind alle in der Bibel festgehalten. Im Grunde erweitern diese Gesetze und Gebote nur das eine Hauptgebot : ,,Du solltest den Herren, deinen Gott, aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele und mit all deinen Kräften lieben". Die Thora zu studieren, ist ein wichtiges Gebot. Jeder Jude soll soviel daraus lernen, wie er kann. Das Studium ist für den frommen Juden wie ein Gottesdienst, es bringt ihnen Gott nahe. Die Thora hat das Judentum über viele Jahrtausende zusammengehalten. Jedes Jahr im Herbst feiern die Juden das ,,Fest der Thorafreuden", weil die Thora ihnen Kraft und Licht ist.

Der Talmud (=Lehre, Belehrung) ist ein Sammelwerk, das die anfangs mündliche Auslegung der Mosesbücher durch die Schriftgelehrten enthält.

Kern der Sammlung ist die Mischna : die Mischna enthält eine Norm für religiöse und gesetzliche Fragen. Kommentar zu diesem Kernstück : die Gemara

Gemara und Mischna bilden zusammen den Talmud. Der Talmud ist ein erstaunliches Zeugnis für das religiöse Denken des Judentums. Die Juden sind diesem Buch immer treu geblieben, auch wenn man sie im Laufe der Geschichte oft zwingen wollte, davon Abstand zu nehmen.

Juden und Christen - Gemeinsame Wurzeln

Es gibt zwischen Juden und Christen eine tiefgehende Verwandtschaft. Mit keiner anderen Religion hat das Christentum eine so enge Beziehung. Gemeinsamkeiten :

- Der Glaube an einen Gott (Monotheismus), der Welt und Menschen erschaffen hat - Der Glaube an das alte Testament als Gottes Wort. - Die Hoffnung, dass Gott am Ende der Tage sein Reich errichten wird, in dem Gerechtigkeit , Frieden und Versöhnung herrschen werden. - Der Glaube, dass dieser Gott nicht nur Geber der Gebote und gerechter Richter, sondern auch liebevoller Vater ist, von dem der Mensch Versöhnung, Barmherzigkeit und Zuwendung erhoffen darf. - Die Liebe zu Gott, zum Mitmenschen und sich selbst